Cactus Junges Theater spürt Endzeitstimmung nach
Von Petra Noppeney
Münster – Die Bühne wird karg sein – passend zur Stimmung im „Waste Land“ (für: verlassenes Land). Dafür tragen manche Bühnenakteure Pelz – wie es sich für eine „Gesellschaft im Wohlstand“ gehört, die ohne moralische Werte ist und sich selbst nicht mehr ernst nimmt. Doch trotz geballter Endzeitstimmung, die das neue Stück von Cactus Junges Theater – Titel: „The End of the World as we know it“ – behandelt, verspricht der Regisseur Alban Renz: „Es wird kein Abend werden, bei dem die Zuschauer deprimiert aus dem Theater kommen.“
Worum geht es in der neuen Cactus-Produktion? Um den Untergang, der nahe ist. Mal wieder. Oder immer noch? Die Apokalypse hat schließlich Dauerkonjunktur in unserer düster gestimmten Welt. Bleibt die Frage: Was ist von Wert angesichts des drohenden Finales? Ist sich im Ernstfall jeder selbst der Nächste? Oder geht es auch ums Bewahren von Errungenschaften wie Ethik, Kunst und Glauben?
Alban Renz hat sich mit Co-Regisseur Andy Strietzel und einem neunköpfigen Ensemble auf die Reise gemacht ins Gebiet des „Worse Case“ (für: schlimmster Fall), wo „Egoshooter und Parolenbrüller, brennende Fahnen und fanatische Fresser“ warten, wie es dramatisch in der Ankündigung heißt.
Die Idee zum Stück, so erzählt Renz, sei schon älter – aus einer Zeit, als die Popkultur den Untergang der Welt schon beschwor, aber niemand ernsthaft glauben wollte, dass die AfD in deutsche Parlamente einzieht und ein Donald Trump zum US-Präsidenten gewählt wird. Inspiriert von Endzeitwerken wie Cormac McCarthys Roman „The Road“ oder dem Katastrophenfilm „These final hours“, blickt Cactus dem Armageddon ins Auge.
In der für Cactus typischen Schreibwerkstatt wurde gemeinsam mit dem jungen Ensemble gelesen, wurden Texte ausgesucht und (um-)geschrieben, was Renz im Ergebnis „eine Sinncollage“ nennt. Es gehe nicht darum, den Moment der Apokalypse zu beschreiben oder ein Szenario zu erfinden, sondern darum, griffig zu dokumentieren, „was wir verlieren“, sagt Renz. So sollen etwa umgeschriebene Texte über den Atomwaffenabwurf von Hiroshima oder die Bombardierung Dresdens im Zweiten Weltkrieg als Symbol für die Apokalypse stehen. Spielszenen mit apokalyptischen Masken, in Episoden wiederkehrende Figuren und Edgar-Allan-Poe-Anleihen sind weitere Stilmittel. Satirisch, aber auch nachdenklich soll das Stück laut Renz werden.
Jubeln die Menschen eigentlich noch den richtigen Leuten zu? Das versucht das Junge Theater Cactus zu beantworten.