WN: 05.02.2023 Cactus Junges Theater stellt „ToXMen – Eine Wertegemeinschaft“ vor

Bunte Superhelden deuten Diversität

Von Helmut Jasny

Grelle Gestalten gehen auf der Bühne mit Komik und Parodie das komplizierte Verhältnis der Geschlechter an. Foto: Erich Saar

Münster -Ein ganzes Rudel Superhelden ist hier im Pumpenhaus am Start. Da wird um Deutungshoheit in Sachen Gender, Diversität und toxische Männlichkeit gekämpft. Eine hochaktuelle Aktion auf der Bühne.

„SuperMom“ haben sie die Eier geklaut. Klingt komisch, ist aber so in der neuen Produktion von Cactus Junges Theater, die am Samstag im Pumpenhaus Premiere feierte. „ToXMen – eine Wertegemeinschaft“ heißt das von Sarah Giese konzipierte und mit einem Dutzend jungen Schauspielerinnen und Schauspielern auf die Bühne gebrachte Stück, das man sich am besten als buntes Comic-Abenteuer vorstellt. Ein ganzes Rudel Superhelden ist hier am Start, das um Deutungshoheit in Sachen Gender, Diversität und toxische Männlichkeit kämpft. Hochaktuell also.

Und höchst unterhaltsam, denn die gut gelaunte Truppe geht das Thema mit reichlich Komik und einem deutlich parodistischen Impetus an. Das wird schon am Personal deutlich. Neben der erwähnten SuperMom tritt ein BadBoy auf, dem selbst beinharte Feministinnen zu Füßen liegen. Ein Richard Richtig erklärt die Welt, das Universum und den ganzen Rest – egal ob man es hören mag oder nicht. Ein feminin wirkender Joseph Butler entpuppt sich als Supertheoretiker in Sachen fließender Geschlechterzuordnung. Eine Superheldin namens Sexdoll sieht genauso aus und wird auf einer Sackkarre hereingerollt. Von CoolGirl heißt es, dass sie auf einem Dorffest gezeugt wurde, und man merkt es ihr an.

Irgendwie machen sich dann alle auf die Suche nach den verlorenen Eiern. Irgendwie deshalb, weil die Handlung reichlich mäandert und sich immer wieder in Geschlechterdiskussionen und andere Abschweifungen verstolpert. Allerdings kann das auch Absicht sein, und das Stolpern ist die eigentliche Handlung. Dem Thema wäre es durchaus angemessen. Und eine gewisse erhellende Komik hat es ja auch, wenn beispielsweise zwei Männer nur miteinander kommunizieren können, indem sie sich frauenfeindliche Witze erzählen.

Was Giese und ihrem spielfreudigen Ensemble in den gut zwei Stunden Aufführungsdauer auf jeden Fall gelingt, ist tüchtig Stimmung zu machen. Es gibt Live-Musik (Elly Szombati), donnernde Stimmen aus dem Off und eine spektakuläre Massenschlägerei (Choreografie: René Haustein). Bühne (Manuel Talarico) und Kostüme (Bettina Zumdick) überzeugen ebenso wie die Requisiten aus Pappe – etwa wenn SuperMom mit Schaumgummifrisur und einem halben Quadratmeter Handtasche über die Bühne wuselt. Ein bisschen straffen hätte man das Ganze aber doch noch können.