Zwischen Vergessen und Erinnern
Von Gerhard H. Kock
Münster – Judith Suermann und Lea Bullerjahn wollten ein generationsübergreifendes Stück machen, über „Erinnerung“. Und wie das beim jungen Theater „Cactus“ so ist, geriet das Thema im Produktionsprozess in immer grundsätzlichere Sphären, die nicht bei der „Demenz“ oder dem „Blackout“ hängen blieben. Jetzt heißt es „Vom Schwinden“ und wird viele Aspekte des Menschen im Umgang mit seinem Speichern von Gedanken und Gefühlen beschäftigen.Das Team mit Regisseurin Suermann („Cactus“) und Kulturgeragogin Bullerjahn (Theaterkollektiv „Art und Weise“) hat sich gemeinsam mit der Dramaturgin Sarah Giese und einem 14-köpfigen Ensemble (acht Mädchen und sechs Frauen über sechzig) auf Spurensuche begeben. Zunächst in getrennten Gruppen wurde das Thema erarbeitet. Die Schreibhefte wurden ausgetauscht. Die Jugendlichen schrieben Briefe an ihr fiktives Alters-Ich, die Alten an ihr Teenager-Ich.
Münster – Judith Suermann und Lea Bullerjahn wollten ein generationsübergreifendes Stück machen, über „Erinnerung“. Und wie das beim jungen Theater „Cactus“ so ist, geriet das Thema im Produktionsprozess in immer grundsätzlichere Sphären, die nicht bei der „Demenz“ oder dem „Blackout“ hängen blieben. Jetzt heißt es „Vom Schwinden“ und wird viele Aspekte des Menschen im Umgang mit seinem Speichern von Gedanken und Gefühlen beschäftigen.Das Team mit Regisseurin Suermann („Cactus“) und Kulturgeragogin Bullerjahn (Theaterkollektiv „Art und Weise“) hat sich gemeinsam mit der Dramaturgin Sarah Giese und einem 14-köpfigen Ensemble (acht Mädchen und sechs Frauen über sechzig) auf Spurensuche begeben. Zunächst in getrennten Gruppen wurde das Thema erarbeitet. Die Schreibhefte wurden ausgetauscht. Die Jugendlichen schrieben Briefe an ihr fiktives Alters-Ich, die Alten an ihr Teenager-Ich.
Mit Fragen wurde das kreative Schreiben und geleitet: Was wäre meine Erinnerung für eine Persönlichkeit? Welche Erlebnisse machen mich aus? Welche Erinnerungen sind es wert, bewahrt zu werden? Und was möchte ich vielleicht vergessen, kann es aber nicht? Wann täuscht mich mein Gedächtnis, und worüber kriecht der Mantel des Vergessens?
Dann kam das erste Probe-Wochenende, die Generationen trafen aufeinander Bullerjahn: „Die haben sich wie Magnete aufeinanderzubewegt.“ Die Chemie stimmte. Und es wurde für die vielen Texte und Ideen ein Science-Fiction-Rahmen gestrickt: In einer Zukunft grassiert eine Gedächtniskrankheit. Sie nimmt jungen Frauen Stück für Stück ihre kompletten Erinnerungen. Ältere Frauen kümmern sich um sie, stehen ihnen zur Seite, fordern und verhören sie allerdings auch.
Sechs solcher Paare gibt es. Die Betroffenen tragen Grau, die Pflegenden agieren in Bunt (Kostüme: Bettina Zumdick). Und es wird zwei Solisten geben. Diese beiden Mädchen reflektieren Aspekte, fragen zum Beispiel was ist, wenn die Menschheit vergisst. Ein Mädchen will Erinnerungen festhalten, das andere vergessen können.
Die Bühne (Frederic Clausen) besteht aus mehreren weißen Kuben (der größte misst drei mal drei Meter), die das Schwinden versinnbildlichen sollen und als Projektionsfläche für Videos (Sersch Hinkelmann) dienen. Musik kommt von Dominik Hahn, der Lieder („Ich war noch niemals in New York“) und eigene Sounds einbringt.
Es spielen Samira Karidio, Lotta Kuss, Hannah Hohenhövel, Annika Möller, Anna Liebert, Momo Fernholz‚ Naima Marx, Melina Bessel, Ingrid Schulte, Marie-Luise Brakowsky, Lielo Gummersbach, Ursula Saatz, Dorothea Savage und Hilke Prahm-Rohlje.

Verkehrte Rollen: Im Cactus-Stück “Vom Schwinden” kümmern sich die älteren
Frauen um die Mädchen und jungen Frauen.
Foto: Erich Saar