Blick in die finstere Vergangenheit
Von Helmut Jasny
Münster – Nachdem der dritte Teil der Cactus-Soap mit einer tödlichen Weihnachtsfeier zu Ende ging, bringt der vierte, der am Freitag im Pumpenhaus Premiere hatte, eine neue Dimension ins Spiel. Der Güldenhof enthüllt nämlich seine nationalsozialistische Vergangenheit.
Das Anwesen, so ist zu erfahren, gehörte vor dem Zweiten Weltkrieg einer jüdischen Familie, die vor den Nazis flüchten müsste. Ein Vorfahre der Perlenbacher-Brüder hatte die Gunst der Stunde genutzt und das Haus zu einem Spottpreis erworben. Mit diesem Exkurs in Deutschlands unrühmliche Geschichte wird es kurz vor Schluss noch mal richtig spannend.
Aber auch in der Gegenwart gibt es interessante Neuigkeiten. Oswald Perlenbacher trägt jetzt einen Hipster-Bart und versäuft seine Zahnarztpraxis. Das bringt nicht nur seine Geliebte Claire in Rage, sondern auch den Bruder Robert, der bei seinen finstren Machenschaften ja auf Oswalds Mitarbeit angewiesen ist. Der jüngste, notorisch unzuverlässige Bruder Chris hat sich derweil nach Panama abgesetzt, wo er seine Mutter sucht und dabei einen lustigen Kauderwelsch aus Deutsch, Englisch und Spanisch an den Tag legt.
Gar nicht lustig endet die vierte Folge für Pia vom Dönerladen. Sie wird von Thommie vergiftet, der angeblich sein Gedächtnis verloren hat und ständig von König Salomons geheimnisvollem Thron fantasiert. Das ist Bibelstoff und bringt auch Pater Fratelli auf den Plan, der seinem Ruf als „CIA des Vatikans“ alle Ehre macht, wenn er sämtliche Beteiligte scharfer Verhöre unterzieht. Dass es der Regie gelingt, bei so viel krimineller Energie auch noch einen spritzigen Show-Tanz in die Aufführung zu integrieren, kann man gar nicht hoch genug bewerten. Das Ganze soll ja auch Spaß machen.
Kam die Geschichte in den ersten beiden Folgen nur zögerlich in Gang, läuft der Motor jetzt rund. Die einzelnen Handlungsstränge sind so weit entwickelt, dass sie von Liebe über Politik und Esoterik bis hin zu Religion und Nationalsozialismus reichlich Themen abdecken. Dabei sind sie so gestrickt, dass alles mit allem zusammenhängt und man wirklich neugierig wird, wie sich das Ganze am Ende auflöst. Das wird dann Sache der fünften und letzten Folge sein, die für Mitte Februar angesetzt ist und auf die man gespannt sein darf.
Oswald Perlenbacher (Maximilian Wigger) ist hier von geheimnisvollen Bardamen umgeben.