Theater Cactus startet im Pumpenhaus seine Theaterserie „Soap“ mit einem Cliffhanger
Von Helmut Jasny
MÜNSTER – 2006 brachte das Cactus-Theater seine erste Soap auf die Bühne. Die wurde ein derartiger Erfolg, dass in der nächsten Spielzeit eine zweite Staffel folgte. Jetzte, pünktlich zum 25. Geburtstag des Jugendtheaters, hat das Team um Regisseur Alban Renz wieder eine Fortsetzungsgeschichte ausgeheckt. Am Donnerstag hatte der erste Teil im Pumpenhaus Premiere.
Schauplatz ist eine Stadtvilla namens „Güldenhof“. Das klingt verdächtig nach Hedwig Courths-Mahler und soll es wahrscheinlich auch. Denn die Welt, in der Villenbesitzer Robert Perlenbacher nebst unglücklicher Gattin, Zahnarzt-Bruder und zwielichtigem Butler lebt, mutet recht herrschaftlich an. Den Gegensatz dazu bildet eine Wohngemeinschaft, die sich in einem der unteren Stockwerke angesiedelt hat und für die nötigen Konflikte sorgt. Natürlich gibt es ein dunkles Geheimnis, das die da oben und die da unten verbindet…
Um es gleich vorwegzunehmen: So charmant und spielerisch wie in den beiden ersten Soaps geht es hier nicht mehr zu. Autor Christoph Tiemann nimmt das Ganze offenbar eine Spur ernster und hat den Herrschaften manchmal etwas gar zu gedrechselte Dialoge auf den Leib geschrieben. Für die nötige Komik sorgen eher die unteren Chargen. Allen voran WG-Bewohnerin Rabea, die mit ihren unkontrollierten Wutausbrüchen schnell zum Publikumsliebling wird. Dass sie ausgerechnet mit Chris, dem jüngsten der Perlenbacher-Brüder anbändelt, bringt zudem noch einen Romeo-und-Julia-Touch in die Geschichte.
Ganze Arbeit hat Hans Salomon beim Bühnenbild geleistet. Ein leicht erhöht platzierter Salon für die Perlenbachers, eine kommunikative WG-Küche, eine fahrbare Dönerbude und eine schummrige Kellerbar bieten den rund 20 Akteuren vielfältigen Aktionsraum. Hier kann Butler Tsun Ge seinen dunklen Geschäften nachgehen und der neue WG-Bewohner Thommy seine Hilfsbereitschaft ausleben, die er jedem angedeihen lässt, der nicht bei drei auf den Bäumen ist.
Die Handlung geht in aussagekräftigen, mit Licht und Musik akzentuierten Szenen über die Bühne und wird schnell spannend. Allerdings drängen sich die eingespielten Songs manchmal ein bisschen zu sehr in den Vordergrund, zumal die Darsteller selber schön singen und sogar tanzen können, wie sie an mehreren Stellen beweisen. Natürlich gibt es am Ende auch den obligatorischen Cliffhanger, sodass man gar nicht anders kann, als auf die nächste Folge gespannt zu sein – ab 10. November.
Der Schein trügt. Wenn sie nicht gerade wütend ist, liebt sie ihn: Szene mit Eva Lina Wenners als Rabea und Erik Morawietz als Chris.
Foto: Ralf Emmerich