WN: 15.01.2023

Cactus Junges Theater fasziniert mit „The Project“ im Pumpenhaus
Von Helmut Jasny

Sieht so aus, als klänge es schon ganz gut bei der Probe.
Foto: Ralf Emmerich

Münster – Eine Band gründen und gemeinsam Musik machen – nicht nur aus musikalischen Gründen eine Herausforderung. Das Junge Theater Cactus zeigt das in einer spannenden Revue.
Das erste Casting ist ein Grauen und kommt wahrscheinlich auch deshalb nur aus dem Off. Einer piepst, eine andere quietscht, ein dritter krächzt. Mit Gesang hat das alles wenig zu tun. Beim zweiten Versuch sieht es schon besser aus. Und jetzt erscheinen auch die Darstellerinnen und Darsteller auf der Bühne, um dem Publikum in den folgenden 75 Minuten einen Vorgeschmack zu geben, wie berauschend, aber auch anstrengend es sein kann, eine Band zu gründen.

„The Project“ heißt die neue Produktion von Cactus Junges Theater, die am Samstag im Pumpenhaus Premiere hatte. Es ist weniger ein Theaterstück als eine musikalische Revue, die durch die Rahmenhandlung einer Bandgründung zusammengehalten wird. Und dieses Vorhaben gestaltet sich alles andere als leicht – nicht nur weil Musik ein hartes Geschäft ist, sondern auch weil sich in der Inszenierung von Alban Renz höchst unterschiedliche Charaktere zusammenraufen müssen.

Da ist zunächst Mara (Karoline Siebert), ehemalige Darstellerin aus einem Kindermusical, die sich nicht mehr verkaufen lassen will. Ganz anders ihr früherer Kollege Toby (Mika Latour), dem der finanzielle Erfolg durchaus genehm war, wäre er nicht wegen Drogen aus dem Ensemble geflogen. Hinzu kommt Lou (Pia Icking), die alles über tote Rockstars weiß, weil sie sich dafür interessiert, wie Dinge zu Ende gehen. Sam (Lennart Jan Kurze) entpuppt sich als sympathischer Schlunz, während Ringo (Anna Liebert) vor Energie zu bersten droht. Alma (Nissa Lysander) bringt eine klassische Ausbildung mit und fühlt sich in der Truppe zunächst gar nicht wohl, am Ende dann doch.

Diese Unterschiede treiben die Handlung voran. Es wird gestritten und diskutiert, man bockt und arrangiert sich, die einen trauen sich zu wenig zu, die anderen zu viel. Wie man sich am Ende auf eine gemeinsame Linie einigt, stellen die Protagonisten in kurzen Spielszenen dar und durch Songs, mit denen sie ihre jeweilige Haltung zum Ausdruck bringen. Agiert wird auf einer Bühne, die von Lennart Aufenvenne als Proberaum mit alten Sofas und Star-Postern eindrucksvoll gestaltet wurde, während Bettina Zumdick allen Akteuren ein typgerechtes Outfit verpasst hat.

Insgesamt ist dem Cactus-Theater eine unterhaltsame Inszenierung gelungen, bei der es um die Macht der Musik geht, aber mehr noch darum, wie wichtig Freundschaft und Zusammenhalt sind, wenn man etwas erreichen will.

Weitere Vorstellungen: 19. bis 22. Januar, 20 Uhr im Pumpenhaus