WN: 15.06.2016 „Cactus+“ zeigt „´Wenn du aufwächst, stirbt dein Herz´ sagt Johanna“

In Reibung mit dem Käfig

Von Gerhard H. Kock

Münster – Alban Renz verspricht: „Ich glaube, dass die Zuschauer die Figuren lieb gewinnen werden.“ Im Regiedebüt von Mareike Fiege werden die Zuschauer fünf unterschiedlichste Schüler-Typen kennenlernen, die erwachsen werden sollen . . .

Eine Handvoll ungezogener Schüler, ein einsamer überforderter Lehrer und ein echt cooler Hausmeister – sie alle betreten an der Hand einer Anfängerin die Bühne. „Cactus+“ heißt das Format, mit dem „Cactus Junges Theater“ seinen Talenten, seinem Nachwuchs sowohl eine Orientierungshilfe als auch eine Chance geben will. Und die hat Mareike Fiege ergriffen. Sie zeigt „`Wenn du aufwächst, stirbt dein Herz´ sagt Johanna“.

Inspiriert von dem Film „The Breakfast Club“ (1985) will Regisseurin Fiege dem Publikum Persönlichkeitstypen am Rande des Erwachsenseins „feingliedrig“ vorstellen: Eine „Prinzessin“, eine Streberin, eine Verrückte, ein Sportler und ein Rebell werden am unterrichtsfreien Samstag zu acht Stunden Nachsitzen verdonnert, weil jeder von ihnen Mist gebaut hat. Unter der Aufsicht von Alban Renz als Lehrer Vohlmann müssen Lorenz Viegener, Nina Deninger, Laureen Laser, Eva-Lina Wenners, Timo von der Horst als Achterkamp, Clarissa, Betti, Andre und Johanna einen Besinnungsaufsatz schreiben, der zugleich ihre Lage beschreibt: „Was es heißt, erwachsen zu werden“. Zum Glück gibt es Karl, den Hausmeister (Shaun Fitzpatrick), zufrieden und bodenständig in Work-Life-Balance.

Für Fiege geht es in dieser „Coming-of-Age“-Geschichte um Folgendes: „Wie komme ich aus dem Käfig raus, in den ich gesteckt wurde oder den ich mir gebaut habe.“ Die Protagonisten befänden sich in einer Phase, „in der man sich zum ersten Mal als Person begreift“. Kurz: Das noch frische Selbstbild reibt sich an der Wirklichkeit, der inneren wie der äußeren. Renz, der das Regiedebüt als Mediator begleitet: „Ich glaube, dass die Zuschauer die Figuren lieb gewinnen werden.“

Bei allem „erwachsenen“ Ernst wird es „Quatsch mit Möbeln“, Verfolgungsjagden und auch so etwas wie einen Tanz geben. Der „Besserungsraum“, in dem das Stück spielt, ist eine Aula, die schon mal bessere Zeiten gesehen hat. Die Texte stammen aus Romanen (The Outsiders) oder der Schreibwerkstatt mit den jungen Erwachsenen.

Cactus-KaefigFünf ungleiche Typen wie Achterkamp, Clarissa, Betti, Andre und Johanna müssen aneinandergeraten, wenn sie zusammengepfercht werden. Da hilft auch keine Lehreraufsicht.
Foto: Ralf Emmerich