WN: 25.01.2019 “Wer sind die Schweine?”

“Cactus +” inszeniert mit neuem Ensemble die Animal Farm

Von Gerhard Kock
Münster – Sie wußten noch nicht, dass Zeichentrickfilme für eine kleine Kinderseele heftig sein können.
Daher ließen die Eltern von Alban Renz ihren Sprössling den Comic “Animal Farm” (1954) von Georg Orwell gucken. Die Geschichte vom Aufstand der Tiere und der brutale Verrat ihrer Sache hat den künstlerischen Leiter vom Jungen Theater Cactus nicht losgelassen: “Die Farm der Tiere wollte ich immer mal machen.” Zusammen mit Shaun Fitzpatrick bring Alban Renz das Stück mit “Cactus” ins Pumpenhaus. Und der Titel ist eine Herausforderung: “Wer sind hier die Schweine?”

“Das darf man sich selber fragen, wenn man im Publikum sitzt”, meint Alban Renz. Die beiden Regisseure Renz und Fitzpatrick (für ihn die erste Regiearbeit) haben sich als Grundlage die Theater-Adaption des US-amerikanischen Autors Nelson Bond genommen und die Texte ins Deutsche übersetzt.

“Animal Farm” wurde als Parabel auf die russische Revolution und ihre Entwicklung zum Stalinismus verstanden. Bei “Cactus” soll es eine Fabel über das Menschliche werden, über die Mechanismen des Verrats an der Demokratie durch Egoismus und Machtgier sowie Furcht und Bequemlichkeit (Renz: “Der Zuschauer kann sich fragen, warum wehren die sich nicht?”). Dabei sind die Themen höchst aktuell: Angst machen vor Terroristen, Fake-News und Expertentum sowie nicht zuletzt das Ausnutzen von Ungleichheit zum eigenen Vorteil. Wer weniger Bildung hat, darf auch weniger entscheiden. Und: “Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher.” Das erinnert an den ersten Satz des Grundgesetzes “Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.”
Choreographin Sabeth Dannenberg hat das “Animalische” in das Schauspiel eingewebt. Die Bühne von Hans Salomon enthält Elemente (wie einen Fleischervorhang), die einen schnellen Ortswechsel ermöglichen. Bettina Zumdick hat die Kostüme als Mishung aus Tier, Mensch und Bauernhofästhetik angelegt.
Im Ensembel von Cactus hat es einen Generationenwechsel gegeben, so dass diesmal viele der elf Darsteller ihren ersten Theaterauftritt haben werden.
Es spielen: Imke Dallmeyer, Ellen Bolz, Julian Häder, Luca Consilvio, Momo Fernholz, Henri Kreyerhoff, Nina Denninger, Klea Mago, Helena Kabisch, Nina Jaunich und Oskar Doussier.

Die Premiere ist am Donnerstag (31. Januar) um 20 Uhr im Pumpenhaus, Gartenstr. 123.
Weitere Aufführungen dort: 1., 2., 3., 7., 9. und 10. Februar; eine Vorstellung am 8. Februar ist mit Gebärdensprachdolmetscher; Schulvorstellungen werden am 5. und 6. Februar jeweils 11 Uhr angeboten.
Karten im WN-Ticket-Shop oder online: www.localticketing.de

Das Theaterlabel “Cactus +” bringt mit einem runderneuerten Ensemble die Parabel-Fabel “Farm der Tiere” auf die Bühne.
Foto: Ralf Emmerich