Von Uschi Körfer
Drei Brüder: Robert, Oswald und Chris Perlenbacher sind die Erben des ehemaligen Luxus-Hotels Güldenhof. Die Dynastie verwaltet der hygienebesessene Robert aus der Quarantäne seines Penthouses. Seiner rechten Hand, dem bedrohlichen Tsun Ge (sprcih: Zunge) sollte man besser kein „Leck mich!“ entgegenschleudern. Zahnarzt Oswald führt lieber seiner neuen Sprechstundenhilfe „Frl. Kaiser!“, äh, König, auf den Zahn als seiner Patientin Clair Biscotti. Chris ist gerade von einer dreijährigen Weltreise zurückgekehrt und wird in die Mädchen-WG zu den elternlosen Zwillingen Lea und Rabea im Hause abgeschoben. Da beginnt sich das sinistre Drama zu entfalten: Die drei Brüder haben offenbar Dreck am Stecken…
Strammes Skript, stramme Dialoge, knackige Licht-, Ton- und Schauspielregie lassen in dieser einfallsreichen ersten Folge des „SOAPdings“, die nicht nur immer wieder mit entzückenden Überraschungen und gut gesetzten Gags, sondern auch mit unter die Haut gehendem Melodrama aufwartet, keine Langeweile aufkommen: Hier wird so quälend gemordet wie in Hitchcock’s „Frenzy“ oder in „Game Of Thrones“. Es britzelt und summt in diesem TV-Culture-Cocktail vor Anspielungen, Parodien oder simpel Gesampeltem (ein Kracher: die perfekte „Thriller“-Choreografie), aber Autor Christoph Tiemann gelingt es mit Regieriege unter Alban Renz und Cactus-Team abklatschfrei einen ganz eigenen und sehr berückenden Ton zu finden.
Und den Machern von „GZSZ“ müsste angesichts der durch die Bank weg mitreißenden Schauspieler eigentlich das Pipi in den Augen stehen. „Unheimlich“ gut sind die drei Hexen aus Macbeth? Oder sind sie aus „Blade Runner“ gefallen? Antwort vielleicht in der nächsten Folge, die man, wie es sich für eine gut gemachte Serien gehört, kaum erwarten kann. Wie die legendären Filmkritiker Siskel & Ebert zu sagen pflegten: zwei sehr enthusiastische „Daumen hoch“. Teil 2 der Produktion, mit der sich das Cactus-Ensamble selbst zum 25. Geburtstag beschenkt, feiert im November Premiere.
„Das SOAPding“: entzückende Überraschungen und gut gesetzte Gags.
Foto: Ralf Emmerich