WN: 18.09.2013 400 für die Hölle (Hölle oder Himmel)

Paulinum-Performance mit himmlischem Ziel

Von Gerhard H. Kock
Münster – Vor 425 Jahren übernahm der Jesuitenorden das Paulinum. Vor 240 Jahren wurde der Jesuitenorden aufgehoben. Damit ging auch eine Theatertradition unter: die Jesuitendramen. Mit allem barocken Pomp und Drama galt es Fehlgläubige auf den rechten Weg zu bringen. Nächste Woche erlebt das Spiel um „Himmel und Hölle“ eine Wiederbelebung – mit modernen Inhalten in barockem Gewand.

Die Unibibliothek hatte zum 425. nach alten Dokumenten gefragt, Direktor Dr. Gerd Grave dies als Impuls angenommen und damit die gesamte Schule mobilisiert: „Was diese Lehrerinnen und Lehrer zusammen mit ihren Partnern von Cactus und Geistschule hier an Engagement einbrachten, war schlichtweg überwältigend.“

Allein 400 Mitwirkende hat die Performance, die aus den Erfahrungen und Kenntnissen der Schule erwachsen ist. In der Regie von Barbara Kemmler und Elisabeth Levkau, der Musikleitung von Margarete Sandhäger und der künstlerischen Anleitung (Filme) von Jutta Lohaus ist ein gut 100-minütiger Gang entstanden, der über Schulhöfe, Aula sowie Sporthalle führt und aktuelle Vorstellungen von höllischen und himmlischen Zuständen in Szene setzt.

Zu Anfang steht ein Mädchen als Gott im Selbstlernzentrum und spricht zu „Sündern“. Dann geht’s in die Aula zur Hölle, da darf Mozarts „Dies irae“ nicht fehlen. Texte aus den Federn von Schülern beschreiben die innere Hölle eines Amokläufers oder den Kampf von Teufel und Engel um einen Lebensmüden auf dem Dach. Vor der Turnhalle soll vor Türstehern gleichsam das quälende Warten und Drängen aus Kafkas „Prozess“ modern nachempfunden werden und, und, und.

Die Sporthalle ist dann der Himmel. Hier wird zum Beispiel Händels „Halleluja“ soulig à la Quincy Jones erklingen. Und nach dieser Emphase folgt die Geschichte vom Sterben eines alten Mannes. Levkau: „Die Intensivität dieser Szene hat uns schon bei den Proben zu Tränen gerührt.“ Aber: „Wir entlassen die Leute am Ende in Frieden.“

wn - hoelleHeiß soll es in der Hölle zugehen, und dementsprechend trägt auch die Chemie-AG (in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr) zur Performance im Paulinum bei.
Foto: n.n.