Cactus-Premiere Alban Renz hat „Im Westen nichts Neues“ für ein Jugendensemble inszeniert
Von Petra Noppeney
Münster – Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“ ist „die“ Geschichte einer gescheiterten Generation im ersten Weltkrieg. Im Alter von 15 Jahren musste Alban Renz den Roman lesen – es war nicht sein Ding. Zwei Jahre später las er das Buch erneut – und fand es diesmal großartig. Vor zwei Jahren dann, als die 100. Wiederkehr des Kriegsbeginn vor der Tür stand, nahm er das Werk zum dritten mal in die Hand – und da wusste er: „Da muss man was draus machen.“ Gesagt, getan: Am 10. Dezember feiert „Im Westen nichts Neues“ Premiere. In der Textfassung von Renz nach dem Roman, aufgeführt von einem neunköpfigen Ensemble des Jungen Theater Cactus.
Der Krieg auf der Bühne? Kein leichtes Unterfangen. Im Februar formierte Renz seine rein männliche Darstellertruppe. Er schrieb erste Textfassungen, verwarf die Idee, Interviews von Soldaten, die in Afghanistan waren, einzuflechten, und vergab kleinere Schreibaufträge an die Mitspieler. „So ist nach und nach ein Stück daraus entstanden“, schilderte Renz.
Berührende Momente
Ein Stück, das nach den Worten von Barbara Kemmler, neben Renz künstlerische Leitung bei Cactus, „neben krassen auch rührende und sensible Momente aufbietet“ und durch das Spiel der jungen Leute auch noch mal eine ganz andere Authentizität gewinne.
Die Szenen des 100-minütigen Stückes sind angelegt an Situationen aus dem dialogarmen Roman. Geboten wird nun aber kein Frontbericht, keine klassische Erster-Weltkrieg-Erinnerung, sondern ein theatralischer, dialogischer Grenzgang an das, was sich Menschlichkeit nennt.
Kameradschaft
Der Fokus liegt auf dem Thema Kameradschaft. Doch ist das heute noch ein Thema für junge Menschen? Lorenz Viegener, der im Stück Paul Bäumer, den Helden aus Remarques Roman, spielt, bejaht. „Wenn alle in dem Stück Egoisten wären, würden sie sich nicht gegenseitig retten und zusammenhalten.“ Kameradschaft, hat Remarque geschrieben, sei „das einzig Gute, was der Krieg hervorgebracht hat“.
Und so richtet Renz als Autor und Regisseur das Brennglas auf die Innenwelten der jungen Männer. Er schickt den neunköpfigen, von der Welt isolierten Trupp hinein in Drill und Dreck, Schweiß und Schikane. Es wird marschiert, gekämpft – und gesunden.
Besuch von der Polizei
Bei einer Probe, so erzählt Alban Renz, habe dann plötzlich die Polizei an die Tür geklopft. Eine Passantin hatte ungebührliches Treiben am Hoppengarten vermutet und die Beamten informiert. „Das finde ich total richtig“, zeigt Renz Verständnis.
Mit Jubel ziehen sie ins Feld: die jungen Soldaten im Stück “Im Westen nichts Neues”, mit dem das Junge Theater Cactus an die 100. Wiederkehr des Kriegsbeginns erinnert.
Foto: Erich Saar