Cactus-Künstler proben mit Schulabsolventen in Kenia ein Stück über Würde
Von Annabelle Bodmann
Münster – Barbara Kemmler und William Ngala sind zurück aus Afrika. Nach vier Wochen intensiver Theaterarbeit in Kenia sitzen sie nun im Uferlos am Aasee und haben viel zu erzählen.
Ihr Theaterprojekt am Viktoriasee startete Anfang März und war eine Zusammenarbeit des Jungen Theaters Cactus aus Münster und der afrikanischen Organisation „Mama na Dada“. Geleitet wurde der Workshop von Cactus-Chefin Barbara Kemmler und dem aus Kenia stammendem Cactus-Schauspieler William Ngala. Der Kurs richtete sich an Jugendliche zwischen 18 und 21 Jahren, die gerade ihre Schule beendet hatten.
Drogen drohen
„Nach der Schule fallen viele Jugendliche in Kenia in ein Loch“, sagt Kemmler und William Ngala ergänzt: „Das ist die Zeit, wo es dann gefährlich wird.“ Denn in Kenia müssen die Schüler lange Zeit auf Studienplätze warten, wenn sie sich diese überhaupt leisten können. Eine Zeit des Rumsitzen und Nichtstun , in der die Frustration und Ablenkung durch Alkohol und Drogen immer größer werden. Dies will Kemmler verhindern, den jungen Leuten die Möglichkeit geben, etwas zu schaffen.
Es nahmen 13 Jugendliche am Workshop teil, darunter neun Jungen und vier Mädchen. Die Begeisterung der jungen Leute war von Anfang an groß: „Die Jugendlichen hatten eine unheimliche Spielfreude und es sah schon am zweiten Tag so aus, als würden sie schon ewig schauspielern,“ so Kemmler.
Nach ihrer Ankunft am Viktoriasee begannen die Münsteraner sofort mit dem Programm. Während Barbara Kemmler mit Interviews versuchte, die Jungendlichen kennenzulernen, zeigte William Ngala ihnen Aufwärmübungen. Schnell war das Eis zwischen Barbara Kemmler und den Jugendlichen gebrochen, denn sie konnten sehen, wie locker der junge Ngala mit ihr umging. Die Gruppe war nach kurzer Zeit wie eine große Familie. „Endlich wusste ich, was ich in Deutschland vermisst habe: das Familiäre“, so Ngala.
Für die Aufführungen hatten sich die Jungendlichen im Voraus ein Stück über Frauenrechte herausgesucht. Um diesem mehr Persönlichkeit zu verleihen, bauten sie eigene Erfahrungen mit ein. Im zweiten Teil ging es um die Situation der Jungendlichen in Kenia. Der Satz „Running and waiting for my future“ (meiner Zukunft hinterherrennen und auf sie warten) war dabei eine große Inspiration.
Erfolgreiche Premiere
Der Erfolg war sofort deutlich erkennbar, denn die Jungendlichen erzählten von ihrem neuen Selbstbewusstsein und ihrer klareren Sicht. Die Premiere war ein großer Erfolg bei Mitschülern und Nachbarn.
Aus dem Workshop ist mittlerweile eine feste Gruppe von 10 Leuten geworden, die sich „Atonga“ nennt. Auch Barbara Kemmler und William Ngala hat das Projekt großen Spaß gemacht. „Ich habe nach neun Jahren endlich meine Familie wiedergetroffen und wurde mit offenen Armen empfangen“, sagt Ngala. Kemmler freut sich über alle Erfahrungen dieser Zeit und über den großen Erfolg des Projektes.
Barbara Kemmler und William Ngala (l.) bei der Theaterprobe mit den Jugend-lichen am Viktoriasee.
Foto: Jedida Oneko
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