WN: 19.11.2013 Halunke will den Parteivorsitz (Richard)

Jugendtheater Cactus stellt im Pumpenhaus seine Version von Shakespeares „Richard“ vor

Von Gerhard H. Kock
Münster – Er hat den schlechtesten Ruf in der Theaterliteratur: Richard III. Also ideal für ein Jugendtheater-Stück. Denn an ihm will das Jugendtheater Cactus zeigen, wie gefährlich Macht ist, wenn man nicht ständig darauf aufpasst.

Die Idee dazu hatte Sarah Giese, die dann auch gleich eine eigene Textfassung des Klassikers von Shakespeare geschrieben hat. Bei ihr will der charismatische Richard an die Spitze einer Partei kommen. Der Halunke weiß, er ist nicht der Schönste, aber er weiß um seine Beredsamkeit. Jeder, der sich seiner Parteikarriere in den Weg stellt, muss um sein Lebens fürchten.

Giese will aktuelle Themen des politischen Geschäfts wie Politikverdrossenheit, Mitläufertum und Populismus auf die Bühne bringen. Sie hat sich dabei inspirieren lassen von Parteiengezänk, aber auch dem Arabischen Frühling, mit seinen durchsetzungswütigen Radikalen.

Zusammen mit den zwölfköpfigen Laien-Darstellern hat Regisseur Alban Renz eine Inszenierung erarbeitet, von der er sagt: „Es wird sehr bunt.“ Aber Blut fließt nicht. Jedenfalls nicht sichtbar. Allerdings: Im Gegensatz zur literarischen Vorlage werden die Morde auf der Bühne zu sehen sein. Auch die Sprache ist nicht poetisch, sondern ins Heute übertragen worden. Einzige Ausnahme: Richard. Der wird seine Eloquenz gelegentlich auch in Versen zum Ausdruck bringen.

Die Bühne besteht nur aus Stühlen mit Namensschildern, was den Zuschauern die Zuordnung in dem zweistündigen Stück (plus Pause) erleichtern wird. Es ist damit eines der längsten Stücke, wenn nicht das längste Stück von Cactus aller Zeiten. Aber es werde kurzweilige, verspricht der Regisseur: Es wird intellektuelle Texte geben, dann emotionale, und einige Szenen hätten Soap-Charakter. Die Inszenierung soll die Frage aufwerfen, warum Menschen hinter einem Despoten auf seinem blutigen Weg mitgehen und was das letztendlich mit und aus ihnen macht – ein Weg, auf dem sich politisches Charisma und willige Verblendung eng umschlingen.

Für Hintergrundmusik sorgt Fabian Renz, und bei diesem Shakespeare gibt es auch Songs von Elvis: Schließlich war er der King.

RichardEiskalt: Während für ihn ermordet wird, spinnt Richard (Shaun Fitzpatrick) in seinem Sessel die nächste mörderischen Intrigen. Theater Cactus zeigt seine Version des Shakespeare-Klassikers.
Foto: Sersch Hinkelmann