Das Cactus-Mädchentheater ist 16
Von Helmut Jasny
Münster – Was für ein schönes Geschenk: Zum 16. Geburtstag des Cactus-Mädchentheaters gab es nicht nur viele lobende Worte, sondern auch eine unerwartete Finanzspritze.
Als „Outfit“ 1999 im Pumpenhaus Premiere hatte, standen 14 Mädchen auf der Bühne und spielten sich selbst. Und zwar in allen Facetten. Sie spielten sich real, als Entwurf, als Hypothese, als Wunsch, als Wille und als Vorstellung. Und man merkte sofort, das ist ihr ganz eigenes Ding, das sie hier durchziehen. Für mich war das neu.
Ich war damals gerade nach Münster gezogen, und die Cactus-Inszenierung unter der Regie von Barbara Kemmler war einer meiner ersten Termine. Jugendtheater sah für mich bis dahin so aus, dass entweder Erwachsene ein Jugendstück spielten oder Jugendliche ein Erwachsenenstück. Dürrenmatts „Physiker“ oder etwas in der Art. Aber das hier war anders. Echter. Lebendiger. Ich weiß nicht, ob Barbara Kemmler diese Form von Jugendtheater erfunden hat. Wahrscheinlich nicht. Aber zuzutrauen wäre es ihr.
„Outfit“ begründete innerhalb des Cactus-Theaters eine eigene Sparte – das Mädchentheater. Kemmler hat es vor 16 Jahren mit der Hilfe von Martina Arndts-Haupt vom Frauenbüro und Susanne Eichler von der Volkshochschule der Stadt Münster aus der Taufe gehoben.
Seitdem haben sie und ihr Regie-Team zehn weitere reine Mädchenstücke inszeniert. Darunter erfolgreiche Aufführungen wie „Mutter:Glück“ über Teenager-Schwangerschaften, den Medea-Western „Die Frau, die Reverend Kreon erschoss“ oder ganz aktuell: „meat the girl(s)“ – inszeniert unter anderem von Judith Suermann, einem der „Mädchen“ der ersten Stunde.
Zum 16. Geburtstag des Mädchentheaters lud Cactus am Donnerstag zur Feier in den Rathausfestsaal, wo auch Politiker und Kulturschaffende zu Wort kamen. Bürgermeister Gerhard Joksch und Bettina Milz, Referatsleiterin für Theater, Tanz und Musik im Landesministerium, würdigten den innovativen Ansatz des Mädchentheaters und die Bedeutung des Theaters im Pumpenhaus als seine künstlerische Heimat. Dessen Hausherr Ludger Schnieder attestierte Kemmler in seiner Laudatio die „Beharrlichkeit einer Mutter Teresa des Jugendtheaters“. Einige der Mädchen, die einst bei Cactus mitwirkten, haben sich mittlerweile als Künstlerinnen etabliert. Dazu zählen Josephine Bode, die mit ihrem Trio aXolot den Abend musikalisch umrahmte, und Sabeth Dannenberg, deren Physical Theatre sich mit dem Thema Erinnerung auseinandersetzte.
Zum Abschluss überreichte Ursula Franke von Soroptimist Münster noch eine Spende über 5500 Euro – damit sich die Zukunft des Mädchentheaters ähnlich erfolgreich gestalte wie die Vergangenheit.
Ursula Franke (l.) von Soroptimist Münster überreichte Barbara Kemmler im Rathausfestsaal eine Spende über 5500 Euro für das Cactus-Mädchentheater.
Foto: Ralf Emmerich