WN: 08.04.2014 Migranten mit Comedy im Blut

Cactus-“Kakteen” gastieren beim Cubarett

Von Arndt Zinkant
Münster – Das Cubarett verstand sich nie als Bühne für alte Hasen, die notfalls noch auf Autopilot ihr Publikum bespaßen können. Hier durfte man sich ausprobieren, und Newcomer waren gut aufgehoben. Aber die Bühnenpräsenz der gut gelaunten „Kakteen“ im Teenie-Alter brachte selbst Cubarett-Erfinder Christoph Tiemann zum Staunen und Schwärmen.

„Kakteen“ nennen sich die Mitglieder vom Jungen Theater Cactus gern selber. Und weil sie Lust auf Comedy hatten, waren in Zusammenarbeit mit Cubarett-erprobten Autoren Texte entstanden und in ein Theaterstück eingeflossen: „Wer zuletzt lacht, macht das Licht aus“. Diese Texte konnten die Fans am Montag nun „pur“ genießen. Eine runde Sache – die 16- bis 18-Jährigen (alle mit Migrationshintergrund) bestanden die Feuertaufe toll, und so manches münsterische Talent war zu bestaunen.

Allen voran Gifty Wiafe. Die einzige Frau des Abends hat Comedy im Blut. Und macht sich über ihren Minderheiten-Status lustig: „Ich gehöre zu einer Minderheit – ich bin klein!“ Die Abiturientin plagen folglich Berufssorgen: „Stewardess? Zu klein. Model? Zu klein. Polizei? – Zu schwarz!“ Aber grundsätzlich sei, schwarz zu sein, im schwarzen Münster absolut von Vorteil . . .

Auch Tefik Tahriović, der coole Balkan-Checker, löst oft Verwunderung aus, wenn er erzählt, er sei in Deutschland geboren. Ihn plagen Münsters Buslinien, vor allem Nr. 6, „die Linie des Todes“. Wenn dann noch Horden junger Muttis einsteigen mit Kinderwagen, die wie Panzer-Modelle („Teutonia de luxe“) klingen – dann gute Nacht!

Ein Duo mit viel Potenzial sind Heritie Kasauu und David Onsens. Sie witzeln über klischeehafte Schwarz-Weiß-Gegensätze in der Sprache. Im Sinne von „gut oder schlecht“ – zum Beispiel Schwarzmarkt oder Schwarzpulver im Gegensatz zur weißen Taube, zur weißen Weste oder Barack Obama. „Wieso Obama?“ – „Na, der wohnt doch im Weißen Haus.“

Auch Emma Edoror und Ibrahim Issa machten ihre Sache gut. Letzterer begeisterte als „Linguist“, der das Publikum in die Geheimnisse des „Ghetto-Speaks“ einführte. Die Co-Autoren und Cubarett-Kämpen Lennart Knebel und Marian Heuser zeigten sich ebenfalls in Bestform.

cubarettGifty Wiafe hat Comedy im Blut und zeigte beim Cubarett ihr Talent.
Foto: zin