Cactus zeigt “The End of the World as we know it” im Pumpenhaus
Von Maria Conlan
Münster – Zwei intensive Stunden setzt sich Cactus Junges Theater im Pumpenhaus mit dem Weltenende auseinander: “The End of the World as we know it”. Mit Cactus-typischer Ausdrucksstärke und Spielfreude, Vielfalt, Humor und großartigem Körpereinsatz agieren Shaun Fitzpatrick, Samira Karidio, Annika Möller, Nils Müller, Judith Müller, Jiayu Ni, David Smith und Jasmin Weber. Zur Premiere vertrat Judith Suermann die erkrankte Leonie Fröhlich.
“Wir lernen wie ein Chamäleon: drei Schritte vor, zwei zurück”, so erklärt ein Paar in Pelzmänteln mit Cocktail-Gläsern in der Hand zu Beginn dem Publikum die “Lernschleife”. sie beziehen sich auf die Geschichte: Haben wir aus den kriegen gelernt? Es gibt sie immer noch.
Untergangsshow
Schon geht es weiter mit der Untergangsshow “Verlieren oder krepieren” – es beginnt alles noch sehr komisch; doch mehr und mehr bleibt dem Publikum das Lachen im Halse stecken. Was ist nötig, um zu überleben: ein Bonbon? So dass das Weltende wenigstens mit gutem Geschmack im Mund erwartet wird? Nein, das Taschenmesser siegt. Einzelne Zuschauer versuchen das Bedrückende wegzulachen, um es besser auszuhalten, bei anderen Szenen herrscht konzentrierte Stille. Die Erde als blauer Luftballon wird zu “Nothing compares to you” umtanzt und zerplatzt am Ende.
Der Abend bietet eindrucksstarke Bilder und beeindruckende Texte. Auf die Leinwand werden Kriegsdaten projiziert. Die Schauspieler tragen Augenzeugenberichte vor. Es geht um Hiroshima und Dresden, Kriegsapokalypse, mit andeutenden Szenen bebildert.
Flucht wird thematisiert. Was ist es wert, mitgenommen zu werden: der, die, das Liebste. Es folgen Ödnis, Wüste, Flucht bis zur Erschöpfung, kannibalistischer Überlebenskampf. Die Anstrengung der Flüchtenden scheint auf die Zuschauer überzugehen, nach all der Action ist dieses sich Dahinschleppen schwer auszuhalten. Zum Schluss ist die Erde staubbedeckt, zerbröselt – durch Bühnenbild (Hans Salomon), Kostüme (Bettina Zumdick) und Lichteffekte (Adrian Kantel) treffend angedeutet. Sogar in der Sprache der Überlebenden wirkt sich die Zerstörung aus.
AfD, Trump, Erdogan – sie tauchen namentlich und als Bild auf. Die Schlussszene “Get off me” mit harten Beats und Stroboskoplicht wirkt wie ein wütendes Aufbäumen, ein letzter Hilfeschrei.
Nach begeistertem Premierenapplaus mit Standing Ovations richtete Regisseur Alban Renz den Appell ans Publikum, nächstes Jahr unbedingt zur Wahl zu gehen.
Bedrückende Szenen bringen die Jugendlichen in der neusten Inszenierung von “Cactus Junges Theater” auf die Pumpenhaus-Bühne.
Foto: Ralf Emmerich