WN: 14.05.2014 So fruchtbar wie der Regen

Barbara Kemmler und William Ngala erzählen vo ihrem Theaterprojekt in Kenia

Von Petra Noppeney
Münster – Als die beiden Münsteraner, nach 30-stündiger Anreise, in Kunya nahe dem Victoriasee eintrafen, warteten die Menschen dort auf Regen. Der fiel auch – und tauchte die triste Vegetation binnen kürzester Zeit in saftiges Grün. So ähnlich, sagt Barbara Kemmler, sei es auch mit dem Workshop gewesen, den sie, die Künstlerische Leiterin von Cactus Junges Theater aus Münster, und William Ngala, aus Cactus-Produktionen bekannter Darsteller, im März in dem Dorf absolvierten. 13 junge Kenianer nahmen teil. Ein in drei Wochen gemeinsam erarbeitetes und aufgeführtes Theaterstück, das seit der Rückkehr von Kemmler und Ngala nach Deutschland mehrmals von den Jugendlichen alleine präsentiert wurde, zeigt, dass auch dieses Projekt fruchtbar war.

Inzwischen liegt eine englischsprachige Dokumentation vor, die in Text und Bild ausführlich darlegt, wie sich das Theaterprojekt gestaltete. Verfasst und bebildert hat sie die Journalistin Jedida Oneko, deren Mutter Joyce im Januar in Münster war, um den Austausch festzuzurren. Damals schien das Projekt finanziell in trockenen Tüchern zu sein. Dann wurde eine Zusage zurückgezogen. Nun klafft eine Finanzlücke, erzählt Kemmler.

In Kunya angekommen, führte sie am ersten Tag Interviews mit allen Teilnehmern im Alter von 18 bis 21 Jahren. William Ngala absolvierte parallel als Ko-Trainer mit den vier Mädchen und neun Jungen ein „Warm up“. Der 21-Jährige, der über den „Konkreten Friedensdienst“ nah Kenia reiste und damit nach neun Jahren erstmals wieder seine Heimat besuchte, war wie Kemmler begeistert von der „hohen Bereitschaft der Teilnehmer, sich in das Projekt zu stürzen“.

Das erarbeitete Theaterstück thematisierte Zukunftsfragen ebenso wie das Problem der Korruption. „Komisch bis entlarvend“ dagegen: jener Teil, in dem es um Frauen in der Politik geht – und den Umgang der afrikanischen Männer damit. „Atonga“ – übersetzt: der Korb – nennt sich die Theatergruppe inzwischen. „Acht der 13 Teilnehmer machen weiter, zwei neue sind hinzugekommen“, freut sich Barbara Kemmler.

Wie das Projekt zustande kam:

Der Afrika – Besuch wurde initiiert vom Hilfsprojekt „Mama na Dada“ (Mütter und Schwestern) in Kunya. Andrea Zielke-Nadkarni aus Münster, die Vorsitzende des Vereins Aktivkreis Kenia, vermittelte den Kontakt zu Barbara Kemmler, die schon früher Theaterprojekte in Afrika realisiert hat. Ihre Aufgabe: den Jugendliche, die nach dem Abschluss der Highschool oftmals ohne Perspektiven sind, eine Alternative aufzuzeigen. „Die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Kriminalität, der Alkohol- und Drogenkonsum ebenfalls“, hat Kemmler vor Ort in zahlreichen Gesprächen erfahren.

kenia1Vor der Premiere kommt der Workshop:
Dieses Bild zeigt William Ngala (links) und Barbara Kemmler mit den jungen Teilnehmern des Theaterprojekts in Kunya. Foto: Jedida Oneko

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