Im Güldenhof geht’s bergab
Von Petra Noppeney
Münster – Unlängst hatten die Mitarbeiter im Cactus-Büro am Hoppengarten eine nervöse Frau am Telefon. Sie war bestürzt darüber, dass sie zu diesem Zeitpunkt noch keine Karte für die Produktion reservieren konnte, von der sie vehement sagte: „Ich muss da rein.“ Und auf die Frage, warum, lautete die Antwort: „Weil ich seit acht Jahren darauf warte, dass es weitergeht“.
Gut aufgepasst. Tatsächlich ist es gut acht Jahre her, seit Cactus sein erstes erfolgreiches „Soap-Ding“ in Münster präsentierte. „Wir hätten damals auch gern weitergemacht“, erzählt Alban Renz, der künstlerische Leiter von Cactus. Doch leider gab es nach mehreren Staffeln, die letzte im Jahr 2008, keine Zuschüsse mehr. Nun, im Jahr 2017, feiert das Junge Theater Cactus sein 25-jähriges Bestehen. Und „auf dem Geschenke-Tisch, den wir uns selber decken“, so Pressesprecherin Rita Roring, liegt wieder ein „Soap-Ding“. Keine Fortsetzung von damals, sondern eine nagelneue Soap, die aktuellen Serienregeln folgt.
Als „spannend und wahnsinnig schon in der Entstehung“ beschreibt Autor Christoph Tiemann den Prozess, der zurzeit am Hoppengarten abläuft. Die Ideen fließen von allen Seiten ein, die jungen Darsteller improvisieren, Tiemann schreibt daraus die Szene. „Dramaturgisch“, so erklärt Regisseur Alban Renz über das ambitionierte Unternehmen, „sind wir bereits bei Folge fünf, inszenatorisch ist aber erst die erste Folge fertig.“ Was bedeutet: Bei geplanten fünf Folgen à vier Vorstellungen und der Premiere der letzten Staffel im Februar 2018 wird es auch in den kommenden Monaten beim „kreativen Hin- und Her“ bleiben. Und dies, so fügt Ludger Schnieder als Kooperationspartner und Leiter des Pumpenhauses hinzu, sei nur zu schultern, wenn die äußeren Gegebenheiten stimmen. Sprich: kurze Wege am Hoppengarten beim Proben und Entwickeln der Soap und technische Begleitung bei der Aufführung im Pumpenhaus.
Als Rahmen für die Soap (sprich: Seifenoper) wurde ein ehemaliges Hotel, der Güldenhof, gewählt, so schildert Co-Regisseurin Judith Suermann, „in dessen Etagen, vom Penthouse bis zum Kellergeschoss, es gesellschaftlich bergab geht.“ 16 Figuren werden sich in Folge eins in diesem Haus tummeln. „Das Haus“, so Suermann, „spielt die 17. Figur.“ Exponierte Charaktere, so verrät Regie-Assistentin Mareike Fiege, die auch mitspielt, wird es aber nicht geben. „Alle Rollen sind groß“.
Renz und Tiemann, beide sind bekennende Seriengucker, loben schon jetzt die Produktion im „Netflix-Stil“. Seit der ersten Soap, so Renz, „hat sich die Serienlandschaft total verändert“. Der neuen Erzählweise und dem veränderten Konsumverhalten der Zuschauer tragen Renz und Tiemann Rechnung, wenn sie am 12. Oktober „Das Soap-Ding“ auf die Bühne bringen.
Die Folge eins wird am 12. (Premiere), 13. (mit Gebärdensprachdolmetscher), 14. und 15. Oktober, jeweils um 20 Uhr, im Theater im Pumpenhaus, Gartenstraße 123, aufgeführt. Karten (12, erm. 7 Euro) können unter 0251-23 34 43 oder online reserviert werden. | www.pumpenhaus.de
Das ist die bunte Truppe, die sich demnächst bei „Das Soap-Ding“ im Güldenhof tummeln wird.
Foto: Ralf Emmerich