Mädchen-Projekt von Cactus bringt ein menschliches Problem auf die Bühne
Zehn junge Frauen beleuchten ihre Identität und erkunden, wie sie entstanden ist, wohin sie sich entwickelt und welche Schatten das Ich wirft.
Von Gerhard H. Kock
Münster – Das Ich ist ein fast noch größerer Mythos als das Selbst. Klingt philosophisch, ist es auch, aber beschäftigt besonders Heranwachsende in leidvoller Weise: Pubertät. Münsters junges Theater Cactus will Licht in das Geheimnis der Identität bringen, hat in
einem Mädchenprojekt ein Jahr daran gearbeitet und bringt das Ergebnis in dem Stück „Schatten und ich“ im Pumpenhaus zur Uraufführung.
Ob das Ich einen „Schatten“ hat oder hinter jedem „Schatten“ ein Ich steckt – Cactus hat das Ego-Phänomen von allen Seiten beleuchtet. Judith Suermann arbeitet seit einem Jahr mit zehn Mädchen im Alter von 15 bis 27 Jahren zusammen. „Die zeigen viel von sich selbst“, freut sich die Theaterpädagogin, die derzeit an der Sporthochschule Köln in Tanzkultur ihren Master macht.
Dementsprechend wird die Inszenierung durchchoreographiert sein. Weil das Ich im Dunkeln liegt, kommt dem Licht eine besondere Rolle zu. Jede Spielerin wird eine Taschenlampe in der Hand haben, um damit Ich-Aspekte ins rechte Licht zur rücken, zu betonen, Schatten werfen zu lassen.
Wie bei Cactus üblich, sind Texte und Bewegungen aus den Angeboten der jungen Frauen entstanden. Lediglich die Musik wurde von Dominik Hahn komponiert, der sie dann mit seiner Jazzband „Milestones“ eingespielt hat. Dabei agierte auch Hahn im Dunklen. „Wir haben ihm nur Stimmungen übermittelt wie ,eine rätselhaft suchende Musik’“, erzählt Suermann.
Musik, Licht und Bewegung umspielen dabei die zehn Monologe der Mädchen, die Antworten auf Fragen suchen, die auch nach der Pubertät nicht beantwortet sind und an Schnittstellen des Lebens immer wiederkommen: Wie ist mein Ich entstanden? Und wo entwickelt sich mein Ich hin? Einfache Fragen wie: Wer bin ich? Bin ich groß? Bin ich klein? Was ist Größe? Oder verträumte: Werden in 100 Jahren Kinder Lieder über mich singen? Oder auch spirituelle: Machen meine Taten aus, wer ich bin? Werde ich innerlich immer der gleiche Mensch bleiben?
Die Uraufführung ist am Donnerstag (19. September) um 20 Uhr im Pumpenhaus, Gartenstraße 123. Weitere Aufführungen am 20. September und 21. September (mit Gebärdensprachdolmetscher) um 20 Uhr sowie 22. September um 16 Uhr. Am Freitag (20. September) um 11 Uhr gibt es eine Schulvorstellung. Karten: 0251/23 34 43.
Zehn junge Frauen beleuchten ihre Identität und erkunden, wie sie entstanden ist, wohin sie sich entwickelt und welche Schatten das Ich wirft.
Foto: n.n.